Sara Menzel-Berger

November 6, 2020

„Ich will einen Mitgliederbereich!“

Das ist eine Aussage, die ich sehr oft höre und auch in Social-Media-Gruppen lese. Meine Antwort darauf ist immer „Was soll denn dein Mitgliederbereich können?“ „Welche Funktionen braucht er?“, und „Was stellst du dir unter einem Mitgliederbereich vor?“

Danach ist meistens erst mal Funkstille oder es kommt die Antwort „Naja, ich will halt einen Mitgliederbereich, in dem ich Inhalte schützen kann.“

Warum du mit diesem Satz NICHT zu deinem passenden Mitgliederbereich kommen wirst, erfährst du in den nächsten Abschnitten.

Was ist ein Mitgliederbereich?

Schon beim Wort „Mitgliederbereich“ scheiden sich die Geister. Manche Leute meinen damit einfach einen Platz, wo man Inhalte speichert, die nur gewissen Personengruppen zugänglich sind. Man schützt also einfach Inhalte gegen den Zugriff von Unberechtigten.

Andere Leute wiederum verstehen als Mitgliederbereich nicht nur eine Plattform, wo sie ihre Inhalte bereitstellen, sondern meinen damit gleichzeitig auch, dass ihre Mitglieder monatlich ein Abo abschließen.

Ich persönlich verstehe das Wort „Mitgliederbereich“ wie im ersten Beispiel.

Denn welche Zahlungskonditionen angeboten werden, ist für mich ein eigenes Thema. Ich trenne hier die verschiedenen Bereiche. Viele meiner Kund*innen bezeichnen meine Variante schlicht als „Kursbereich“.

Du siehst also schon alleine beim Wort kann man sich missverstehen. Deshalb reicht es hier nicht aus, die Plattform, die du haben möchtest als „Mitgliederbereich“ zu beschreiben.

„Ich will meine Inhalte schützen!“ – diese Angabe ist leider zu wenig.

Warum ist das so? Wenn du gerne einen wirklich guten Mitgliederbereich umsetzen möchtest, dann musst du dich leider etwas tiefer in dieses Thema einarbeiten. Ja, das ist aufwändig und nicht immer ganz einfach. Und das heißt nicht, dass du dich im Einzelnen mit jeder Technik auseinandersetzen musst – dafür gibt es Experten. Aber du musst so tief eintauchen, dass du weißt, das du möchtest und was du auf keinen Fall willst.

Du wirst auch nicht zu dem nächstbesten Autohändler in deiner Stadt gehen und sagen: „Ich hätte bitte gerne ein Auto!“

Dieser wird dich bei dieser Aussage wahrscheinlich eher verdutzt anschauen und dir einige Fragen stellen:

  • An welche Marke haben Sie gedacht?
  • Welche Farbe soll Ihr Auto haben?
  • Welche Leistung stellen Sie sich vor?
  • Welche Ausstattung wollen Sie?
  • Mit welchem Kraftstoff soll das Auto betrieben werden (Benzin, Diesel, Strom, Gas)?
  • Möchten Sie einen Wagen mit Automatik oder einer händischen Gangschaltung?

Wenn du dann antwortest: „Ich will, dass es 4 Räder hat.“, wird der Verkäufer oder die Verkäuferin vermutlich recht ratlos danebenstehen und sich – im besten Fall – wundern.

Was will ich dir damit verdeutlichen? Das Schützen von Inhalten ist in dem Wort „Mitgliederbereich“ schon miteingeschlossen – so wie es für das Wort „Auto“ gängig ist, dass es 4 Räder hat. Alles andere ist unüblich und wird extra erwähnt.

Wenn es dir wirklich nur darum geht deine Inhalte zu schützen, dann gibt es auch schnellere und einfachere Möglichkeiten als einen Mitgliederbereich. Nicht für jeden Zweck passt ein Mitgliederbereich. WordPress bringt beispielsweise schon von sich aus eine Funktion mit, mit der man Seiten durch ein Passwort schützen kann.

Die folgenden Fragen können dir hier weiterhelfen

Bevor du also überhaupt entscheiden kannst, ob du wirklich einen Mitgliederbereich brauchst, wäre es gut sich zu überlegen wofür man den Mitgliederbereich verwenden will und welches Ziel man damit verfolgt.
Und das ist auch gleich die erste Frage:

1) Welches Ziel verfolgst du?

Das ist die wichtigste Frage: „Welche Erwartungen stellst du an deinen Mitgliederbereich?“

Lege also fest, was dein Mitgliederbereich für dich leisten soll. Soll er interne Prozesse vereinfachen? Soll er deinen Kund*innen ein spezielles Nutzer-Erlebnis bieten? Möchtest du damit nur Inhalte schützen?

Je nachdem was dein „Warum“ hinter dem Mitgliederbereich ist, wirst du anders an die Sache herangehen und ganz andere Anforderungen haben.

2) Wer ist meine Zielgruppe?

Es gibt Zielgruppen, die können mit Mitgliederbereichen einfach wenig anfangen. Frage dich also, ob ein Mitgliederbereich einen Mehrwert für deine Zielgruppe bieten würde. Oder ist es für deine Zielgruppe vielleicht hilfreicher eine Chat-Gruppe statt eines Mitgliederbereichs zum Austausch anzubieten?

3) Gibt es eine andere (einfachere und kostengünstigere) Möglichkeit?

Wie schon im vorigen Abschnitt angesprochen braucht es nicht immer einen Mitgliederbereich. Ein Mini-Kurs, der noch nicht mal erprobt ist, kann auch erstmal per E-Mail ausgeliefert werden. Einen 4-Wochen-Beta-Kurs kannst du auch mal über eine Facebook-Gruppe testen.

Keine Frage, es ist natürlich schön, wenn man einen eigenen Mitgliederbereich hat, um dort seine Inhalte zu präsentieren und zugänglich zu machen. Aber zum Starten ist es meist zu viel: Zu viel Aufwand, zu viel Technik, zu viel Verzetteln.

4) Ist jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt für einen Mitgliederbereich?

Ein Mitgliederbereich ist ein Schritt im Business, der aus meiner Sicht erst dann kommen sollte, wenn du schon erste Erfahrungen gemacht hast – also zum Beispiel erste Betakurse durchgeführt hast. Denn dann hast du schon einen Einblick, was deine Zielgruppe wirklich will.

Auch bei mir selbst hat es sich entwickelt. Ich habe damals in meinem Kreativbusiness ein Freebie angeboten, das immer wieder erweitert wurde (im Nachhinein betrachtet war das keine gute Idee, aber das ist ein anderes Thema). Ich hatte also ein Ding, zu dem jede Woche ein neues Stück dazu kam. Irgendwann wurde das so aufwändig in der Organisation, dass ich dieses Freebie in einen Mitgliederbereich verlegt habe. Somit habe ich einen internen Prozess für mich vereinfacht. Es war leichter für mich dort alle Inhalte zu sammeln und übersichtlich zu präsentieren. Das war also damals mein Hauptaugenmerk.

Du siehst, dass auch ich nicht sofort am Anfang mit einem Mitgliederbereich gestartet habe. Es gibt am Anfang auch andere Wege 🙂

5) Hast du die Zeitkapazitäten dafür?

Ein Mitgliederbereich ist nicht mal eben ein Projekt, das man schnell in einer Woche aus dem Ärmel schüttelt. Und ja, das sage ich bewusst so. Natürlich – möglich ist alles, aber am Schluss wird es weder für dich noch für deine Kund*innen ein zufriedenstellendes Ergebnis werden.

Denn Mitgliederbereiche müssen gut durchdacht sein:

  • Wie kommen meine Nutzer*innen dahin, wo sie hinsollen?
  • Wie funktioniert der Prozess vom Kauf bis zum Ende des Kurses?
  • Wie kann ich den Mitgliederbereich so gestalten, dass meine Nutzer*innen sich wohl fühlen und alles finden, was sie brauchen?

Das sind nur einige Fragen, die während der Erstellung eines Mitgliederbereichs bedacht werden sollten.

6) Welche Ausstattung möchtest du?

Wie bei einem Auto kannst du auch bei einem Mitgliederbereich deine Ausstattung wählen. Möchtest du Ledersitze, ein eingebautes Navigationsgerät und ein Radio, das auch einen USB-Anschluss hat? Je nachdem was du hier auswählst, wird das Auto auch mehr oder weniger kosten. Genau so ist es bei einem Mitgliederbereich.

Möchtest du beispielsweise auch eine Plattform integriert haben in der sich deine Nutzer*innen austauschen können? Dann braucht es andere technische Mittel, als wenn es dir reicht, dass Nutzer*innen unter jeder Lektion ein Kommentar hinterlassen können und so in Interaktion treten.

Schreibe deshalb eine Liste mit deinen Anforderungen an den Mitgliederbereich. Und ja, da kommt alles drauf, deine Wünsche, deine Vorstellungen, einfach alles.
Nach dem Brainstorming beginnst du einzuteilen.

Must-haves

Schnapp dir deine Liste und markiere alle Punkte, ohne die dein Mitgliederbereich nicht funktionieren würde. Was braucht es also als Basis, damit dein Mitgliederbereich überhaupt aktiv werden kann?

Das können zum Beispiel verschiedene Schnittstellen zu Zahlungsanbietern (Digistore24, PayPal etc.) sein, wenn in deinem Mitgliederbereich automatisiert Kund*innen freigeschaltet werden sollen.

Bei mir ist ein Must-have auch, dass mein Mitgliederbereich eine sehr übersichtliche Kursseite hat, die ich mit möglichst wenig Aufwand erstellen kann. Ebenfalls wichtig für mich ist, dass das System mit meinem E-Mail-Anbieter verknüpfbar ist und ich Freebies über den Mitgliederbereich ausliefern kann.

Nice-to-haves

Im zweiten Schritt kannst du dir auf deiner Liste alle Dinge markieren, die zwar nicht unbedingt notwendig sind, damit dein Kursbereich funktioniert, die aber das gewisse Etwas ausmachen.

Für mich zählt hier zum Beispiel, dass meine Mitglieder ganz leicht am Ende einer Lektion zur nächsten springen können, ohne dass sie im Sidebar-Menü klicken oder suchen müssen.

Die Kirschen auf der Sahne

Im letzten Schritt markierst du die Punkte, die dein Herz hüpfen lassen, die aber eigentlich „nur“ schönes Beiwerk sind.

Für mich sind das beispielsweise Funktionen wie Drip-Content (also, dass Inhalte zeitgesteuert freigeschaltet werden können) oder gewisse Shortcodes, die speziell nur für die jeweilige Nutzer*in einen bestimmten Inhalt anzeigen.

Wie du hier an meinen Zuordnungen erkennen kannst, können meine „Kirschen“ deine Must-Haves sein. Das kommt auf dein Ziel, deine Vorstellungen und deine Wünsche an. Auch deshalb kann man bei einem Mitgliederbereich nicht automatisch das EINE Tool empfehlen, weil es eben auf die Anforderungen ankommt.

7) Welche Plattform ist am geeignetsten für deine Zwecke?

Diese Frage hängt sehr eng mit der vorigen Frage zusammen und kann nur dann beantwortet werden, wenn du die Funktionen festgelegt hast. Denn erst, wenn du weißt, was deine Must-have-Anforderungen sind, kannst du dich auf die Suche nach einem System machen, das wirklich deine Bedürfnisse trifft.

Ich bin natürlich ein Fan von WordPress-Mitgliederbereichen. Das liegt vor allem daran, dass sie meinem Bedürfnis nach Individualität sehr viel Raum geben. Das bedeutet, dass ich (fast) alles so machen kann, wie ich es mir vorstelle. Aber dieses System passt natürlich nicht für jeden. Deshalb haben sich über die Zeit verschiedenste Anbieter wie Coachy, Teachable oder Udemy entwickelt. Alle diese Anbieter haben natürlich bestimmte Vor- und Nachteile.

Fazit

Überlege dir gut, ob du wirklich genau zum jetzigen Zeitpunkt einen Mitgliederbereich brauchst und möchtest. Denn ein Mitgliederbereich muss nicht nur geplant werden, sondern braucht auch Pflege. Mache bitte zuerst deine Hausaufgaben und schau sehr genau hin, was deine Bedürfnisse und auch die deiner Kund*innen sind.

Falls du gerne mehr über die Möglichkeiten lernen möchtest, die WordPress dir in Hinsicht auf einen Mitgliederbereich bietet, dann komm gerne in die Strategiewoche: Fire up: Die Erfolgsgrundlage für deinen Kursbereich.

Hab einen tollen Tag!
Herzlichst
Sara

Über die Autor*in

Sara Menzel-Berger

Hey, ich bin die Gründerin der Technikelfe 😊

Wenn ich nicht gerade meine Tribies dabei begleite ihre Webseite auf Vordermann zu bringen, dann liebe ich es zu wandern, zu tanzen oder mich in einer Fantasy-Geschichte zu verlieren.

Mit Kaffee kann ich leider gar nichts anfangen, dafür mag ich Tee umso lieber. Wenn du mir eine Freude machen möchtest, dann schickst du mir Zutaten für alkoholfreie Cocktails. 🥰

Wenn Zeit bleibt, dann sehe ich unheimlich gerne Serien und Filme an oder bin in Computerspielen aufzufinden. Am liebsten mag ich dabei Witcher 3, Assassins Creed, die erste Staffel von Altered Carbon, die erste Staffel von Bridgerton, Wonder Woman, Dr. Strange und Deadpool.
Und ja, ich kann das immer wieder von vorne machen 😂🤣
Also Dr. Strange habe ich bisher bestimmt an die 50 mal gesehen...

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  • Mitgliederbereich und Autokauf – Ich liebe solche Vergleiche.
    Ich gebe dir vollkommen Recht. Bei mir ist die allererste Frage immer: Was soll das für Dein Unternehmen leisten? Danach klärt sich vieles leichter.

    Liebe Grüße
    Dagmar

    • Liebe Dagmar,

      ja, deine Frage ist super! Wie du sagst bekommt man da dann gleich eine Idee, ob der Schritt jetzt zu diesem Zeitpunkt wirklich der richtige ist.

      Liebe Grüße
      Sara

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